Nachhaltigkeits­ziele

Staats- und Regierungschefs aus aller Welt haben im September 2015 die Agenda 2030 für Nachhaltige Entwicklung unterzeichnet. Kernstück der Agenda sind die 17 Ziele für nachhaltige Entwicklung (Sustainable Development Goals, kurz SDGs).

Bis 2030 sollen Hunger und extreme Armut in all ihren Formen endgültig beseitigt, Geschlechtergerechtigkeit hergestellt und sauberes Wasser für alle Menschen rund um den Globus zugänglich sein. Andere Ziele setzen beispielsweise auf die Reduktion des CO₂-Ausstoßes oder die Verringerung von Lebensmittelverlusten und machen dadurch konkret, was es heißt, Konsummuster zu ändern. Daneben stellen die SDGs auf globale Gemeinschaftsgüter, wie etwa den Schutz der Ozeane, ab. Ausdrücklich fordert die Agenda 2030 die Staatengemeinschaft dazu auf, die Schwächsten und Verwundbarsten in den Mittelpunkt zu stellen und niemanden zurückzulassen („leave no one behind“).

Die Bundesregierung hat ausdrücklich beschlossen, die Ziele national zu adaptieren und umzusetzen. Den Umsetzungsprozess kann eine Regierung jedoch nicht allein bewältigen: Auch Akteure der Zivilgesellschaft, der Wirtschaft und Wissenschaft sind aufgerufen, sich zu beteiligen. Denn Nachhaltigkeit kann nur als Gemeinschaftswerk gelingen.  

Als regional organisierte Informations- und Aktions-Plattform für nachhaltige Entwicklung unterstützen die RENN mit ihrer Arbeit diesen Prozess. Auch der Wettbewerb soll dazu einen Beitrag leisten, indem innovative Beispiele für eine nachhaltige Entwicklung stärkere Sichtbarkeit erlangen, andere durch die Ideen zur Nachahmung angeregt werden und ihre Vernetzung gestärkt wird.

ARMUT IN ALLEN IHREN FORMEN UND ÜBERALL BEENDEN

Ca. 11 % der Weltbevölkerung lebt in extremer Armut. Im Jahr 2015 waren es etwa 836 Millionen Menschen. Sie mussten mit weniger als 1,25 US-Dollar pro Tag auskommen. Die Weltgemeinschaft hat es sich zum Ziel gesetzt, die extreme Armut bis 2030 komplett zu beenden.

DEN HUNGER BEENDEN, ERNÄHRUNGSSICHERHEIT UND EINE BESSERE ERNÄHRUNG ERREICHEN UND EINE NACHHALTIGE LANDWIRTSCHAFT FÖRDERN

Noch immer hungern 795 Millionen Menschen, zwei Milliarden Menschen sind mangelernährt. Hunger ist nicht nur das größte Gesundheitsrisiko, sondern auch eines der größten Entwicklungshemmnisse. Er trägt zu Flucht und Vertreibung bei, fördert Perspektivlosigkeit und Gewalt.

Es werden heute genügend Nahrungsmittel auf der Welt produziert, um allen Menschen eine ausreichende Ernährung zu sichern. Allerdings haben auf Grund von mangelnder Infrastruktur, Handelsbarrieren und bewaffneten Konflikten nicht alle Menschen den gleichen Zugang zu Nahrung.

EIN GESUNDES LEBEN FÜR ALLE MENSCHEN JEDEN ALTERS GEWÄHRLEISTEN UND IHR WOHLERGEHEN FÖRDERN

Gesundheit ist gleichzeitig Ziel, Voraussetzung und Ergebnis von nachhaltiger Entwicklung. Ihre Förderung ist ein Gebot der Menschlichkeit – sowohl in den Industrie- als auch in den Entwicklungsländern.Weltweit leben etwa 39 % der Weltbevölkerung ohne Krankenversicherung, in einkommensarmen Ländern sind es sogar mehr als 90 %. Immer noch sterben viele Menschen an Krankheiten, die bei richtiger Behandlung nicht tödlich verlaufen müssten oder durch Impfungen einfach zu verhindern wären. Durch eine Stärkung der Gesundheitssysteme und insbesondere durch eine breite Verfügbarkeit von Impfstoffen, kann es uns gelingen, diese Krankheiten bis 2030 zurückzudrängen und sogar auszurotten.

INKLUSIVE, GLEICHBERECHTIGTE UND HOCHWERTIGE BILDUNG GEWÄHRLEISTEN UND MÖGLICHKEITEN LEBENSLANGEN LERNENS FÜR ALLE FÖRDERN

Menschen den Zugang zu Bildung zu verwehren heißt, ihnen ein elementares Menschenrecht vorzuenthalten – und wichtige Entwicklungschancen für den Einzelnen und die Gesellschaft. Bildung befähigt Menschen, ihre politische, soziale, kulturelle, gesellschaftliche und wirtschaftliche Situation zu verbessern.

Weltweit haben 58 Millionen Kinder und 63 Millionen Jugendliche noch keinen Zugang zur Grund- und Sekundarschule. 90 % aller Kinder mit einer Behinderung gehen niemals zur Schule. 781 Millionen Menschen sind Analphabeten. 7,5 Millionen funktionale Analphabeten gibt es allein in Deutschland.

GESCHLECHTERGLEICHSTELLUNG ERREICHEN UND ALLE FRAUEN UND MÄDCHEN ZUR SELBSTBESTIMMUNG BEFÄHIGEN

Internationale Studien und Schätzungen belegen: Frauen werden fast überall auf der Welt noch immer benachteiligt und ihrer Rechte beraubt. Die Mehrheit der Armen und der größte Teil aller Analphabeten sind weiblich. Jedes Jahr sterben etwa 300.000 Frauen an Komplikationen während der Schwangerschaft oder der Geburt, 99 % von ihnen in Entwicklungsländern. Laut einer Studie der Weltgesundheitsorganisation WHO werden mehr als ein Drittel aller Frauen weltweit zu Opfern von körperlicher oder sexueller Gewalt.

 

VERFÜGBARKEIT UND NACHHALTIGE BEWIRTSCHAFTUNG VON WASSER UND SANITÄRVERSORGUNG FÜR ALLE GEWÄHRLEISTEN

Ohne Wasser kein Leben! Wir benötigen es als Trinkwasser, aber auch in der Landwirtschaft, um Nahrungsmittel zu produzieren. Die Vereinten Nationen haben daher 2008 den Zugang zu sauberem Trinkwasser als Menschenrecht anerkannt. Dennoch müssen 748 Millionen Menschen noch immer ohne sauberes Trinkwasser auskommen. Nach Schätzungen sterben deswegen an einem einzigen Tag weltweit 5.000 Kinder. 2,5 Milliarden Menschen haben keinen Zugang zu sanitärer Grundversorgung.

ZUGANG ZU BEZAHLBARER, VERLÄSSLICHER, NACHHALTIGER UND MODERNER ENERGIE FÜR ALLE SICHERN

Knapp 80 % der weltweit erzeugten Energie stammt immer noch aus fossilen Energieträgern. Aus der Verbrennung fossiler Energieträger entstehen u. a. Kosten für das Gesundheitssystem durch die Luftbelastung und Kosten durch Klimaschäden, die der Allgemeinheit und nicht nur den Verursachern schaden.

DAUERHAFTES, BREITENWIRKSAMES UND NACHHALTIGES WIRTSCHAFTSWACHSTUM, PRODUKTIVE VOLLBESCHÄFTIGUNG UND MENSCHENWÜRDIGE ARBEIT FÜR ALLE FÖRDERN


Das Wirtschaftswachstum vergangener Jahrzehnte ist auf Kosten natürlicher Ressourcen und des Weltklimas erfolgt und längst an ökologische Grenzen gestoßen. Es bräuchte mehrere Planeten Erde, wenn alle Menschen ein Leben ermöglicht würde, wie es heute in Deutschland selbstverständlich ist. Eine nachhaltige Wirtschaftsentwicklung bringt soziale, ökologische und wirtschaftliche Entwicklungsziele in Einklang.Nur eine wachsende Wirtschaft kann die Lebensbedingungen für die Bevölkerungsmehrheit verbessern und für ein Einkommenswachstum sorgen, dass zur Bekämpfung von Armut notwendig ist. Aber auch in den heute noch armen Ländern ist es nötig, den Wohlstandszuwachs ökologisch und sozial nachhaltig zu gestalten.

EINE WIDERSTANDSFÄHIGE INFRASTRUKTUR AUFBAUEN, BREITENWIRKSAME UND NACHHALTIGE INDUSTRIALISIERUNG FÖRDERN UND INNOVATIONEN UNTERSTÜTZEN

Eine nicht vorhandene oder marode Infrastruktur hemmt die Wirtschaft­lichkeit und fördert so die Armut. Beim Aufbau der Infrastruktur sollte der Aspekt der Nachhaltigkeit im Vordergrund stehen, zum Beispiel durch die Förderung von umweltfreundlichen Verkehrsmitteln. Auch Fabriken und Industriestätten sollten nach ökologischen Gesichtspunkten nachhaltig produzieren, um eine unnötige Umweltbelastung zu vermeiden.

UNGLEICHHEIT IN UND ZWISCHEN LÄNDERN VERRINGERN

In vielen Ländern Asiens und Lateinamerikas haben zwischen 2007 und 2012 die Einkommen der unteren Einkommensgruppen stärker zugenommen als die der oberen. Ein gutes Zeichen, um die Ungleichheit auf der Welt zu verringern. Denn geringere Ungleichheit bedeutet immer auch eine bessere Möglichkeit der Teilhabe. Sie ist wichtige Voraussetzung, die wirtschaftlichen, wissenschaftlichen und sozialen Potenziale der Menschen zu nutzen.

Dennoch gilt es bis 2030 viele Dinge zu ändern. Dort, wo die Einkommensschere weiterhin auseinander geht, bedingt die ungleiche Verteilung von Reichtum gesellschaftliche Probleme. In armen Ländern verhindert sie Wachstum und somit die Überwindung der Armut. In Industrieländern bedroht zunehmende Ungleichheit den gesellschaftlichen Zusammenhalt und wirkt sich negativ auf die wirtschaftliche Entwicklung aus.

STÄDTE UND SIEDLUNGEN INKLUSIV, SICHER, WIDERSTANDSFÄHIG UND NACHHALTIG GESTALTEN

Kein Zweifel: das Zeitalter der Städte ist angebrochen. Schon heute lebt über die Hälfte der Weltbevölkerung in Städten. Doch Städte heizen die Erderwärmung an. Sie sind für jeweils rund 70 % des Energieverbrauchs und der energiebezogenen Treibhausgas-Emissionen verantwortlich. Dichter Verkehr, intensive Bautätigkeit bei gleichzeitig starker Zersiedelung, hoher Energiebedarf und enorme Mengen an Müll und Abwässern – in den Städten trifft alles aufeinander.

Ihre große Dichte macht Städte aber auch zum idealen Ansatzpunkt beim Kampf gegen den Klimawandel. Denn sie können in großem Maßstab Ressourcen schonen und Nachhaltigkeit vorleben, etwa durch flächensparende und kompakte Stadtstrukturen, emissionsarme Verkehrssysteme, energieeffiziente Gebäude und eine geregelte Abfallentsorgung.

NACHHALTIGE KONSUM- UND PRODUKTIONSMUSTER SICHERSTELLEN

Die Menschheit lebt seit langem über ihre ökologischen Verhältnisse. Dies gilt in besonderem Maße für die Industrieländer und die wachsenden ober- und Mittelschichten in vielen Schwellenländern. Der Earth Overshoot Day markiert den Tag im Jahr, an dem weltweit mehr Ressourcen verbraucht worden sind als der Planet im gleichen Jahr regenerieren kann. 1990 war das noch der 7. Dezember, 2016 der 8. August.

Der Wandel zu einer Wirtschafts- und Lebensweise, die die natürlichen Grenzen unseres Planeten respektiert, kann nur gelingen, wenn wir unsere Konsumgewohnheiten und Produktionstechniken umstellen. Dazu sind international gültige Regeln für Arbeits-, Gesundheits- und Umweltschutz wichtig.

UMGEHEND MASSNAHMEN ZUR BEKÄMPFUNG DES KLIMAWANDELS UND SEINER AUSWIRKUNGEN ERGREIFEN

Wassermangel, Dürre, Wirbelstürme und Überschwemmungen sind nur einige der vielen Folgen des globalen Klimawandels und Ursache für Migration. Derzeit sind etwa 20 Millionen Menschen gezwungen, infolge klimabedingter Ereignisse ihre Heimat zu verlassen.

Der Klimawandel stoppt nicht an Ländergrenzen und seine Auswirkungen beschränken sich nicht auf einzelne Politikfelder, Wirtschaftszweige oder soziale Gruppen. Auch die internationalen Bemühungen zur Eindämmung des Klimawandels müssen die zahlreichen Wechselwirkungen berücksichtigen, die sich zwischen diesen Bereichen ergeben.

OZEANE, MEERE UND MEERESRESSOURCEN IM SINNE NACHHALTIGER ENTWICKLUNG ERHALTEN UND NACHHALTIG NUTZEN

Der Schutz der Biodiversität, ihre nachhaltige Nutzung und die gerechte Aufteilung der Nutzungsgewinne ist ein wesentlicher Faktor nachhaltiger Entwicklung. Rund 30 % der weltweiten Fischbestände sind überfischt. Im europäischen Atlantik sind es 63 % und im Mittelmeer bereits 82 %. Die globale Erderwärmung und die Versauerung der Meere bedrohen die Lebensgrundlage der Menschheit zusätzlich.

Jedes Jahr landen ca. 10 Millionen Tonnen Plastik in den Ozeanen, die sich nicht biologisch abbauen, sondern in immer kleinere Teilchen zerfallen. Da Meerestiere die kleinen Plastikteilchen mit Nahrung verwechseln, gelangen die Plastikteilchen auch in die menschliche Nahrungskette.

LANDÖKOSYSTEME SCHÜTZEN, WIEDERHERSTELLEN UND IHRE NACHHALTIGE NUTZUNG FÖRDERN,

…Wälder nachhaltig bewirtschaften, Wüstenbildung bekämpfen, Bodendegradation beenden und umkehren und dem Verlust der biologischen Vielfalt ein Ende setzen.Der Verlust der biologischen Vielfalt nimmt zu, dabei ist sie Grundlage unseres Lebens – und diese wird gerade im rasanten Tempo zerstört. Schätzungen zufolge haben sich 60 % der weltweiten Ökosysteme verschlechtert oder werden nicht nachhaltig genutzt. 75 % der genetischen Vielfalt landwirtschaftlicher Kulturen gingen seit 1990 verloren. Mehr als die Hälfte der Regenwälder wurden für die Palmöl-, Agrartreibstoff-, Futtermittel- und Fleischproduktion bereits vernichtet.

FRIEDLICHE UND INKLUSIVE GESELLSCHAFTEN FÜR EINE NACHHALTIGE ENTWICKLUNG FÖRDERN,

… allen Menschen Zugang zur Justiz ermöglichen und leistungsfähige, rechenschaftspflichtige und inklusive Institutionen auf allen Ebenen aufbauen.Frieden, körperliche Unversehrtheit und Schutz durch ein stabiles Rechtssystem sind unabdingbare Voraussetzungen für nachhaltige Entwicklung und Wohlstand. Zu viele Menschen sind auf zu schwache Institutionen angewiesen und sind ohne Zugang zu Justiz, zu Informationen und zu anderen Grundfreiheiten.

Die Tötungsrate variiert je nach Region immer noch sehr stark. Während in Ostasien nur einer von 100.000 Menschen vorsätzlich getötet wird, sind es in Lateinamerika 23. 30 % Prozent aller Gefangenen weltweit werden ohne Gerichtsurteil festgehalten. 25 % aller Kinder wird immer noch die Registrierung ihrer Geburt verwehrt – Grundvoraussetzung für den Schutz durch das Gesetz.

UMSETZUNGSMITTEL STÄRKEN UND DIE GLOBALE PARTNERSCHAFT FÜR NACHHALTIGE ENTWICKLUNG MIT NEUEM LEBEN ERFÜLLEN

Die 17 Ziele können nur durch eine starke globale Partnerschaft erreicht werden. Regierungen, die Zivilgesellschaft und Unternehmen müssen gemeinsam an ihrer Umsetzung arbeiten. „Niemanden zurücklassen“, ist das Oberprinzip der Agenda 2030. Die UN-Mitgliedstaaten haben sich darauf verpflichtet, diejenigen zuerst zu erreichen, die am weitesten zurückliegen.

Die Mittel für die öffentliche Entwicklungszusammenarbeit sind in den ärmsten Ländern in den letzten Jahren allerdings gesunken. Gerade fünf Länder haben ihr Versprechen für die ODA-Quote – das ist der Anteil der öffentlichen Ausgaben für Entwicklungszusammenarbeit am Bruttonationaleinkommen – von 0,7 % eingehalten. Auch Deutschland erfüllt die ODA-Quote noch nicht, hat seine Ausgaben in den letzten Jahren aber kontinuierlich gesteigert.